Dr. Wolfgang Schachinger ist ein Pionier des Ayurveda und bereits seit den frühen 1980er Jahren als Mediziner und Ayurveda-Arzt tätig. Sein Wirken in den letzten 40 Jahren hat dazu beigetragen, dass der Ayurveda im deutschsprachigen Raum Fuß gefasst hat.
Im Interview sprechen wir über zwei zentrale Säulen der Gesundheit – Agni unser Verdauungsfeuer und Ama als Ursache von Krankheit.
Das erfährst Du im Interview:
- Woran erkennen wir ein gesundes und geschwächtes Agni?
- Wie sich Krankheit aus ayurvedischer Sicht manifestiert.
- Darmgesundheit und die Symptome unserer Zeit.
- Was passiert, wenn wir unser Essen nicht vollständig verdauen?
- Wie hängt spirituelle Entwicklung mit körperlicher Gesundheit zusammen?
- Ayurveda Detox als Wow-Effekt mit nachhaltig positiven Effekten.
- Die zwei wichtigsten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.
Mehr zu Dr. Schachinger:
Interview Transkript
Die wichtigsten Themen im Überblick (unten durch Überschriften hervorgehoben):
» Der Unterschied zwischen Ayurveda und moderner Medizin.
» Die beiden wichtigsten Kriterien für die richtige Ernährung.
URSULA FEUERHERDT:
Herzlich Willkommen Dr. Wolfgang Schachinger, ich freue mich sehr, dass du heute als Interviewgast bei mir bist.
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Herzlichen Dank Ursula für die Einladung, ich freue mich, dass ich mit dir über das Lieblingsthema von mir, über Ayurveda, sprechen kann.
URSULA FEUERHERDT:
Bevor wir ins Thema Agni, Verdauungsfeuer und Ama einsteigen, wollte ich kurz ein paar Sätze zu dir sagen.
Du bist seit den frühen 80er Jahren Allgemeinmediziner, hast abgeschlossen in Österreich und hast dann kurze Zeit später auch die Ausbildung zum Ayurveda Arzt bei deinem spirituellen Lehrer Maharishi Mahesh Yogi begonnen. Damals war Ayurveda weitaus nicht so bekannt wie heute. Du hast selber in einem Interview erzählt, dass das oft verwechselt wurde mit Aloe Vera.
Du bist wirklich ein Pionier des Ayurveda und hast mit deiner Aktivität auch wesentlich dazu beigetragen, dass Ayurveda im deutschsprachigen Raum und international auch Fuß fassen durfte.
Ich glaube dafür können wir alle, die sich heute dem Ayurveda verbunden fühlen, sehr dankbar sein. Pioniersarbeit kostet ja ganz viel Kraft und Energie, da braucht man wirklich eine Motivation. Was war denn deine große Motivation den Ayurveda hier aufblühen zu lassen?
→ Dr. Schachingers große Motivation den Ayurveda hier aufblühen zu lassen:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Meine große Motivation war, dass ich gesehen habe, dass mit den Mitteln der normalen Medizin, der Schulmedizin, es nicht möglich ist, Menschen auf dem Weg zu guter Gesundheit, zu persönlicher Freiheit zu begleiten.
Ich war während meines Medizinstudiums schon auf Ausbildung zum Lehrer für transzendentale Meditation und habe gesehen, was spirituelle Entwicklung leisten kann für einen Menschen, was das anders macht. Ich habe gesehen, dass es andere Möglichkeiten braucht, um diesen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
Ich habe nach meiner Ausbildung zuerst ein Homöopathie-Studium bei Professor Dorcsi gemacht. Da habe ich festgestellt, bei vielen Menschen nützt Homöopathie nichts oder ich komme da nicht durch, weil die so verschlackt sind, dass die regulative Medizin nicht eingreift.
Gerade da ist dann die Möglichkeit gekommen Ayurveda zu studieren. Maharishi Mahesh Yogi hat uns ermöglicht, bei den allergrößten Vaidyas Indiens zu lernen. Das war eine unglaublich tolle Zeit in den 80er Jahren, wo wir Größen wie Dr. Trigona, Dr. Balraj Maharshi, Dr. Raju als Lehrer hatten.
Das kostet natürlich Energie, so wie du sagst, in einen neuen Bereich einzutauchen. Aber die Interaktion mit den Menschen, die da aufblühen, bringt auch sehr viel Energie. Das heißt, es ist ein Geben und Nehmen, wo beide Seiten enorm profitieren.
URSULA FEUERHERDT:
Ich glaube, du bist das beste Beispiel, was Ayurveda oder wie viel Energie das bringt. Ich darf sagen, du bist heuer 70 Jahre, oder wirst Du?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
In wenigen Tagen.
URSULA FEUERHERDT:
Oh, alles Gute schon mal! … und höchst aktiv. Ich sehe ganz viel, was du alles machst an Aktivitäten. Das ist echt bewundernswert.
Wir reden heute über das Thema Agni und Ama. Ich würde dich bitten, zu erklären, was das eigentlich heißt. Das Thema Agni, Verdauungsfeuer, ist im Ayurveda ganz zentral. Was heißt das, wie zeigt sich das und wofür ist das gut?
→ Unser Verdauungsfeuer als einer der zentralen Regelkreise für Gesundheit und Energie:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Wenn man über Ayurveda spricht, kommt immer gleich das Thema von dem Doshas.
Wenn man die klassischen Texte ansieht, die Definition für Gesundheit in der Charaka Samhita, heißt ausgewogene Doshas, ausgewogene Agni, ausgewogene Dhatus und ausgewogene Ausscheidungen.
Das ist der körperliche Aspekt von Gesundheit und Glück auf der Ebene von Seele, Geist und Sinnen. Das ist der mentale Aspekt von Gesundheit.
Wir haben sieben Regelkreise, die wir im Ayurveda benutzen, um Gesundheit zu fördern. Einer dieser sieben Regelkreise ist Agni. Man kümmert sich um das Verdauungsfeuer. Das ist ein ganz zentrales energetisches Prinzip und ganz wichtig, um die Gesundheit zu verbessern. Das heißt, die Balance der Doshas ist eine Sache, aber die Balance von Agni, die Stärke von Agni, ist der zweite extrem wichtige Regelkreis.
Agni, das Wort selbst, heißt eigentlich Feuer. Wir kennen, die ins Gymnasium gegangen sind, Ignis, Feuer auf Lateinisch und Agni ist die Sanskrit Version. Agni ist etwas, was es auf allen Ebenen des Universums gibt. In unserem Sonnensystem ist Sonne Agni. In unserem Körper ist Agni in der Mitte – Sonnengeflecht. Agni drückt sich auch in der Zelle, im Atom aus. Agni ist die Energie, die die Bewegung ermöglicht, die die Wärme ermöglicht, die die Selbsterhaltung ermöglicht. Als solches hat es auch für die Gesundheit eine zentrale Bedeutung, denn nur mit einem starken Agni haben wir eine gute Lebensenergie.
URSULA FEUERHERDT:
Gibt es aus schulmedizinischer Sicht auch Pendants, wie z.B. das Mikrobiom oder unser Immunsystem oder die Enzyme, die uns beim Verdauen helfen?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Es gibt viele verschiedene Pendants. Agni bewirkt Veränderungsvorgänge, Transformationsvorgänge. Diese Ebene würde man als Enzymtätigkeiten sehen. Aber Agni ist auch wichtig, dass wir unsere Sinneswahrnehmungen transformieren. Das wäre z.B. auch die Nervenenergie im Zentralnervensystem.
Es sind viele verschiedene Ebenen, auf denen Agni wirksam ist. Das ist das Tolle am Sanskrit und an diesen Wörtern, dass die so eine vielschichtige Bedeutung haben, dass man sie nicht mit einem Wort übersetzen kann. Weder Sonne noch Feuer noch Energie ist eine vollständige Übersetzung oder Erklärung. Oder Enzyme.
URSULA FEUERHERDT:
Du hast gerade das Wort Energie genommen als eine Übersetzung davon. Wie hängt das mit unserem Energielevel zusammen, das wir so alltäglich haben?
→ Energiemangel und Müdigkeit als Zeichen eines schwachen Agnis:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Sehr stark Menschen, bei denen Agni im Ungleichgewicht ist, haben ein Symptom, das unglaublich verbreitet ist in unserer Zeit. Das ist Müdigkeit.
Das heißt, wenn Agni nicht in Ordnung ist, dann lässt einfach die Lebensenergie nach. Und eines dieser Hauptsymptome ist Müdigkeit im Alltag, Antriebslosigkeit, schwere Gefühle usw.
Menschen, bei denen Agni im Ungleichgewicht ist, haben ein Symptom, das unglaublich verbreitet ist in unserer Zeit. Das ist Müdigkeit.
URSULA FEUERHERDT:
Das wird jetzt wahrscheinlich schon ganz viele ansprechen. Was ist denn ein gutes Agni? Wie erkennen wir das bei uns selber?
→ Zeichen eines guten Verdauungsfeuers:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Es gibt mehrere Symptome von einem guten und gesunden Agni. Ein Symptom ist guter Appetit. Ich frage jeden Patienten, ist der Appetit gut? Und die Übergewichtigen sagen, ja leider. Aber ich muss sagen, Gott sei Dank, wenigstens das stimmt noch.
Also guter Appetit, frische Energie und ein wichtiges Symptom ist, dass man essen kann, was man will. Man verträgt es. Egal ob man jetzt von Reisnägel und Steinen lebt oder von Milch und Brot. Man verträgt alles, was man zu sich nimmt. Das ist ein Zeichen von einem richtig starken Agni. Und man ist energievoll und frisch während des Tages.
URSULA FEUERHERDT:
Und was heißt das jetzt konkret – „man verträgt es“? Weil ich glaube, dass man da in unserer Gesellschaft vielleicht gar nicht so genau hinschauen gelernt hat. Über Ausscheidungen sprechen, das ist ein Tabuthema, Blähungen hat man einfach nicht. Und ich glaube, viele Sachen werden als normal hingenommen.
Was ist denn aus ayurvedischer Sicht das Zeichen, dass ich mein Essen gut vertrage und verdaue?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Erstens, dass ich alles essen kann, was ich essen will. Es ist ja modern, wenn man heute Menschen zum Essen einlädt, dass es fünf verschiedene Sachen gibt. Eins für die „Normalen“, eins für die Vegetarier, eins für die Veganer, eins für die Laktoseunverträglichkeiten, eins für die Histaminunverträglichen. Also man bietet gleich mal fünf Menüs an.
Wenn Agni stark ist, dann setzt man sich hin und isst und isst spontan das Richtige. Und wenn man weiß, dies und das kann ich nicht essen, heißt es, Agni ist geschwächt.
URSULA FEUERHERDT:
Und wie zeigt sich das nach dem Essen, wenn man Agni gut ist?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Nach dem Essen Müdigkeit, so wie du schon gesagt hast, Blähungen, dann natürlich Körpergeruch, unregelmäßige Ausscheidungen und, dass die Wärme im Körper nicht richtig verteilt ist – heißer Kopf, kalte Hände und so weiter sind alles Zeichen, dass Agni nicht so richtig im Balance ist.
URSULA FEUERHERDT:
Was passiert denn, wenn wir unser Essen nicht vollständig verdauen? Also ist es wirklich so schlimm, weil du auch gesagt hast, regelmäßige Ausscheidungen. Wie oft ist denn da das Idealbild und wie sollte das ausschauen?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Sprechen wir mal über die Ausscheidungen, das waren jetzt zwei Fragen. Das ist auch eine Frage, die jeder Patient, jede Patientin von mir gestellt bekommt: „Wie ist denn der Stuhlgang?“ Und da ist die erste Antwort: normal.
Und dann frage ich, was ist denn bei Ihnen normal? Da gibt es alles von drei bis viermal täglich bis einmal die Woche, was als normal empfunden wird.
Aus ayurvedischer Sicht ist normal ein bis zweimal am Tag geformter Stuhlgang, der weder den After noch das WC beschmutzt, der leicht geht und der mühelos ausgeschieden werden kann. Das ist ein gutes Zeichen von Darmgesundheit und Darmgesundheit hat viel mit Agni zu tun.
URSULA FEUERHERDT:
Wie zeigt sich das Agni auf emotionaler Ebene? Du hast vorhin im Einstieg auch viel über spirituelle Entwicklung und im Zusammenhang mit Gesundheit gesprochen – wie hängt denn das alles zusammen im Ayurveda?
→ Wie ein starkes Agni zu einem klaren Geist führt und unsere spirituelle Entwicklung unterstützt:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Also die ursprünglichen ayurvedischen Texte, Charaka Samhita, ist eigentlich ein spirituelles Lehrbuch. Charaka Samhita geht davon aus, dass der Ayurveda zu den Menschen gekommen ist, weil die Sitten verfallen und die Menschen zu wenig nach Erleuchtung streben.
Deshalb haben sich die Rishis zusammengetan, um den Menschen gesundheitliche Hilfen zu geben, damit sie körperlich und geistig gesund sind und ihr Streben nach Erleuchtung dadurch unterstützt wird. Und im Wort Erleuchtung ist ja auch das Licht und Agni ist Feuer und Licht. Das heißt, das hat auch für die spirituelle Entwicklung eine ganz große Bedeutung.
Nur mit einem guten Agni kann ich sozusagen mein Karma verbrennen, kann ich meine Vergangenheit verarbeiten und mich völlig frei geistig entwickeln.
Deswegen ist ein gutes Verdauungsfeuer extrem wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.
Und wenn Agni stark ist, dann sind auch die Gefühle, die Emotionen klar und eindeutig. Das sind Menschen, die sowohl nach innen als auch nach außen einen klaren Blick haben, eine gewisse Weitsicht haben und einfach diese geistige Klarheit.
Agni ermöglicht es auch, das gut mitzuteilen. Wenn jemand einen starken Agni hat – der kann sich auch ausdrücken, der kann sich mitteilen, der kann das, was er denkt und fühlt, auch anderen Menschen gut erklären und plausibel machen.
Nur mit einem guten Agni kann ich mein Karma verbrennen, kann ich meine Vergangenheit verarbeiten und mich völlig frei geistig entwickeln.
URSULA FEUERHERDT:
Das ist ein sehr spannender Aspekt.
Du hast vorhin schon gesagt, auf körperlicher Ebene wirkt sich das durch Müdigkeit aus, wenn mein Agni geschwächt ist. Wie zeigt sich das denn emotional oder in anderen Lebensbereichen?
→ Ama als Ursache von Krankheit:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Man müsste jetzt vielleicht gleich noch über das Thema Ama sprechen, weil wenn ein Agni geschwächt ist, dann heißt es, dass ich das, was ich zu mir nehme, durch das Essen oder durch andere Sinneswahrnehmungen, nicht richtig verarbeite. Das heißt es sind unverarbeitete Dinge in mir, ich sage jetzt einfach mal Komplexe in mir, sowohl auf der psychischen als auch der körperlichen Ebene.
Das nennt man im Ayurveda Ama und wenn Ama da ist, dann verändert sich natürlich unsere Persönlichkeit. Da wird unsere Persönlichkeit von diesen unverarbeiteten Dingen überschattet und kann sich nicht so ausdrücken, wie sie eigentlich ist. Das führt dann zu Müdigkeit und auf der emotionalen Ebene auch zu Entgleisungen.
Je nachdem welches Dosha vorherrschen ist, entweder zu ängstlich werden oder zu emotional, zornig, mit Wutausbrüchen oder eben, dass der Geist sehr dumpf wird, wenn ein Kapha dominiert. Also Müdigkeit, Dummheit, Depressivität, Schwereregefühl, das sind so die emotionalen Zeichen, wenn Agni geschwächt ist oder im Ungleichgewicht ist und wir unsere Erfahrungen nicht verarbeiten können.
URSULA FEUERHERDT:
Das heißt je nachdem welches Dosha gegenwärtig vorherrschen ist, so zeigt sich dann auch die Auswirkung von Ama anders?
→ Mögliche Störungen von Agni:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Genau. Also die klassischen Texte unterscheiden drei Arten von Störungen von Agni:
Nämlich Visham Agni – da wird Agni von Vata gestört, dann wird Agni unregelmäßig und das führt zu Unregelmäßigkeiten im Alltag und auf der emotionalen Seite zu Ängstlichkeit.
Und dann die zweite Störung wird Tikshna Agni, ein zu scharfer Agni. Da wird das Essen verbrannt, die Vitalstoffe können nicht richtig assimiliert werden. Und das sind Menschen, die sehr jähzornig, überemotional sind, übereifrig sind.
Und Manda Agni, das ist eigentlich die häufigste Störung, vor allem in unserer Zivilisation, durch dieses ständige Überessen und zu schwere Essen, zu süße Essen. Manda Agni heißt der dumpfe Agni, der energielose Agni, der dann eben zu Müdigkeit, schwerem Gefühl und Stoffwechselstörungen führt.
URSULA FEUERHERDT:
Wir werden dann noch ins Detail gehen mit Praxistipps, weil du hast gerade das Essen angesprochen. Ich glaube, das ist auch für ganz viele spannend zu hören, was soll es denn wirklich sein.
Aber das Prinzip von Ama, das ist auch noch spannend, dass wir da noch näher reingehen in Bezug auf Krankheit. Weil im Ayurveda heißt ja, dass Ama die Ursache jeder Krankheit ist. Kannst du das ein bisschen erklären? Wie kommt es zustande und was sind diese Krankheitsverläufe?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Es ist so, wenn Agni geschwächt ist, dann bleiben eben unverarbeitete Nahrungsteile in unserem Körper. Wenn man es aus der modernen medizinischen Sicht sieht, dann ist es so, dass es im Verdauungstrakt zu Gärungs- und Fäulnisprozessen kommt und, dass dann eben Gärungstoxine entstehen, das sind vor allem Alkohole, die die Leber belasten. Für mich das typische Beispiel der Vegetarier mit der Schnapsnase, der alles vergärt, statt es zu verarbeiten. Und dann die Fäulnisprozesse, die bei der Eiweißverdauung auftreten, wenn Agni geschwächt ist.
Das führt dazu, dass Toxine in den Körper kommen, dass die Leber sehr viel verarbeiten muss. Und dass diese Toxine auch durch die Lymphe im Körper verbreitet werden und dadurch die feinen Körperkanäle, die sogenannten Srotas oder Nadis, verstopft werden und der Informationsaustausch und der Nährstoffaustausch nicht richtig funktioniert.
Es ist ganz interessant, dass gerade in Österreich in diesem Gebiet sehr geforscht wurde. Es gab in den 1900er Jahren Professor Pischinger, der über den sogenannten interzellulären Raum geforscht hat. Das wird heute als Matrix oder Pischinger Raum bezeichnet.
Man weiß heute, dass dort diese Ablagerungen von unverdauten Substanzen erfolgt und dass dadurch der Stoffaustausch im Körper gestört wird und das eine wesentliche Quelle von Krankheiten ist.
Und so sieht man es auch im Ayurveda, dass Ama der Nährboden für Krankheiten ist. Aus verschiedenen Gründen, weil der Informationsaustausch nicht passt oder weil die Nährstoffversorgung unterbrochen ist oder der Körper mit toxischen Substanzen versorgt wird.
Eine weitere Quelle von Ama ist, dass sich jede Zelle, jedes Organ, jedes Gewebe ständig regeneriert. Das heißt, neue Nährstoffe aufnimmt und alte Zellteile, die nicht mehr funktionstüchtig sind, abgebaut und ausgeschieden werden. Die müssen ja auch verarbeitet werden.
Wenn das nicht richtig funktioniert, weil der Körper nicht genug Ruhe hat, um das zu tun, dann ist das eine zweite Quelle von Ama, die eben den Zellstoffwechsel stört und zu vielen Krankheiten führen kann.
Durch die moderne Zellularforschung weiß man da heute sehr viel. Es ist auch der Nobelpreis dafür vergeben worden an Professor Ohsumi 2016 mit der ganzen Autophagie Forschung, wo das heute im zellulären und biochemischen Modell erklärt wird, was der Ayurveda eigentlich seit Jahrtausenden sagt.
URSULA FEUERHERDT:
Das heißt, der zweite Aspekt, dass wir dem Körper zu wenig Zeit geben, die Arbeit zu tun, wird es dann zum Beispiel durch zu wenig Schlaf oder Stress verursacht?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Genau, zu wenig Schlaf, zu viel Stress und auch durch zu kurze Pausen zwischen den Mahlzeiten.
Wir brauchen Pausen zwischen den Mahlzeiten, um das zu verdauen und wir brauchen vor allem in der Nacht eine Zeit von vielen Stunden, in der Agni die Aufräumarbeit machen kann. Das heißt, alles verbrennen, alles verarbeiten kann, was im Körper am Müll entsteht. Und wenn wir ihm die Zeit nicht geben, weil wir Abendessen oder spät essen, dann kann das nicht erledigt werden und der Körper vermüllt mehr und mehr.
URSULA FEUERHERDT:
Dieses Verstopft-werden von diesen feinen Kanälen, wie du zuvor gesagt hast, das ist ja ein schleichender Prozess. Merkt man das selbst?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Man kann es meistens nicht so ausdrücken, aber man merkt es in dem Sinn, dass man sich nicht gesund und vital fühlt.
Das heißt, Menschen, die müde sind, die sich einfach nicht gesund fühlen und die moderne Medizin findet nichts, das ist genau das, wovon wir jetzt sprechen, dass Ama-Ablagerungen vorhanden sind und Agni geschwächt ist oder verändert ist und dann auch die Dosha ins Ungleichgewicht gekommen. Dann ist das eine funktionelle Störung, wo es in der modernen Medizin heißt, wir finden eigentlich nichts … „gehen‘s zum Psychologen“, das wird schon psychisch sein.
Aber im Ayurveda sieht man das eben anders, dass Geist und Körper zwei Seiten einer Münze sind. Wenn der Geist müde ist und im Ungleichgewicht, dass man da schon auch von der körperlichen Seite her sehr viel machen kann, um das wieder in Ordnung zu bringen.
URSULA FEUERHERDT:
Jetzt noch einmal von der anderen Seite draufgeschaut – man spricht ja auch vom emotionalen Ama. Jetzt hast du gesagt, am Körper kann man den Geist unterstützen und die psychische Gesundheit und umgekehrt spielt ja auch unser geistiges Dasein eine Rolle, wie unser Körper funktioniert.
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Das ist ganz richtig, wir sprechen natürlich vom emotionalen Ama, aber das emotionale Ama hat ja auch einen körperlichen Ausdruck. Das heißt, alles was wir über unsere fünf Sinne aufnehmen.
Wir sprechen, wenn wir von Agni sprechen, immer hauptsächlich über das, was wir über den Geschmacksinn aufnehmen, über das Essen. Aber auch alles, was wir riechen, was wir hören, was wir sehen, was wir tasten, müssen wir verarbeiten. Das passiert in der Nacht und wenn wir das nicht richtig verarbeiten, dann entstehen auch unverarbeitete Gedanken, Emotionen in uns, aber das hat ja auch physische Korrelate.
Das Gehirn entgiftet ja über Nacht und es gibt im Gehirn das sogenannte Glymphatische System. Genauso wie es über den Körper diese Lymphbahnen gibt, die diese Matrix reinigen und entleeren und nähren, gibt es im Gehirn das Glymphatische System, das in der Nacht aktiv ist und wo die Zellreinigung stattfindet, wo der Zellmüll abtransportiert wird und wenn der abtransportiert wird, dann heißt das auch, unsere mentalen Probleme und emotionalen Probleme sind verarbeitet und der Müll, der dabei entsteht, ist weg.
Wenn wir eben nicht genug Ruhe haben oder belastet sind durch Stoffwechselschlacken, dann kann dieser Prozess nicht funktionieren und im Endeffekt kommt es am Anfang zu psychoemotionalen Störungen und irgendwann einmal kommt halt der Alzheimer dazu, weil dann dieser Müll immer mehr wird und das ganze Gehirn verstopft mit diesen Amyloid Plaques.
URSULA FEUERHERDT:
Das Thema mit Schlafen – magst du da vielleicht ganz konkret sagen, was empfiehlst du, wann und wie lange sollte man schlafen, wann sollte die letzte Mahlzeit passiert sein?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Also die letzte Mahlzeit sollte drei Stunden vorm Schlafen gehen sein und das ist ideal, wenn man unbedingt Schlaf vor Mitternacht hat. Die Dosha Uhr, die läuft, egal ob wir ins Bett gehen oder nicht. Das heißt, diese Verarbeitungsprozesse, die beginnen um 22 Uhr und gehen bis 2, 3 Uhr früh. Und wenn wir nicht ins Bett gehen bis 1 oder 2 Uhr, dann fährt eben dieser Zug ohne uns ab und auch wenn man von 2 bis 10 schläft, das sind auch 8 Stunden, hat das nie diesen Erholungs- und Regenerationseffekt für den Körper, wie wenn ich von 22 bis 6 Uhr schlafe.
Das mit 7, 8 Stunden oder 7 bis 9 Stunden, das ist eine allgemeine Angabe, es gibt Menschen, die brauchen vielleicht etwas weniger, mehr als 9 Stunden glaube ich nicht, da gibt es nicht viele, die das brauchen. Aber ganz wichtig ist, dass ein Teil des Schlafens vor Mitternacht ist, weil da ist eben die Pitta-Zeit, wo Agni besonders aktiv ist, von 22 bis 2 Uhr früh und da finden diese ganzen Transformationen, über die wir eben gesprochen haben, statt. Und wenn ich da nicht schlafe, dann fährt der Zug ohne uns ab.
URSULA FEUERHERDT:
Du hast gerade angesprochen, diese Ablagerungen können zum Beispiel über die Jahre zu Alzheimer führen. Wie funktioniert das aus ayurvedischer Sicht, dass wir alle zu anderen Krankheiten tendieren? Ama führt bei dem einen dazu, bei dem anderen dazu, woran liegt das?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Das sind schon individuelle Tendenzen. In den klassischen Texten, spricht man über zwei Arten von Krankheiten, nämlich Krankheiten, die wir durch unseren Lebensstil akquirieren und Krankheiten, die wir mit ins Leben nehmen, das heißt, das sind genetische und epigenetische Faktoren. Und diese Kombination von Lebensstil und genetischen und epigenetischen Faktoren führt eben zu bestimmten Krankheitsmustern.
URSULA FEUERHERDT:
Wie groß ist dein Einfluss, aus deiner Erfahrung heraus, unser eigener Lebensstil, also das, was wir in der Hand haben, mit dem wir arbeiten können?
→ Der große Einfluss unseres Lebensstils auf mentale und körperliche Gesundheit. /
Der Unterschied zwischen Ayurveda und moderner Medizin:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Extrem groß.
Und das ist der Unterschied zwischen Ayurveda und moderner Medizin.
Wenn du Magenschmerzen hast und du gehst zum Gastroenterologen, der schaut mit dem Rohr rein, macht eine Gastroskopie, eine Koloskopie, wenn er fertig ist, schreibt er dir Tabletten auf.
Wenn du zum Ayurveda Arzt gehst, zu einem Guten oder Berater, der beginnt mal, deinen Tagesrhythmus, deine Ernährung zu analysieren und sagt dann, bitte jetzt mach das und das anders. Und das ist das Primäre.
Zu mir kommen immer wieder Patienten, die eine Empfehlung bekommen und die dann glauben, sie kriegen anstatt der chemischen Pille irgendeine pflanzliche und ist gut.
Vor ein paar Tagen kam jemand, der einen Herzinfarkt hatte, in Begleitung seiner Gattin, die ayurvedische Präparate bekam, weil sie eine rheumatische Erkrankung hatte. Ich habe dem (Patienten) gesagt, ich kann sie schon behandeln und ich werde ihnen nichts geben zusätzlich zum Einnehmen. Sie müssen zwei Dinge befolgen von mir: Erstens, dass sie sich täglich eine halbe Stunde morgens bewegen, vor ihrem Frühstück, und zweitens, dass sie ab 19 Uhr nicht mehr essen. Das machen sie jetzt einmal zwei Monate und dann kommen sie wieder, dann können wir weiterreden. Das war jetzt nicht so kurz und nicht so brutal, wie ich das jetzt sage, aber es war in die Richtung.
Die Lebensstilberatung spielt in der ayurvedischen Praxis eine ganz wichtige Rolle.
Ich gebe jedem Patienten immer einen Zettel mit, auf der einen Seite schreibe ich drauf, welche Präparate einzunehmen sind, und auf der Rückseite schreibe ich die Lebensstiländerungen auf. Ich erkläre immer zuerst die Präparate und dann drehe ich den Zettel um: Das war das Leichte und jetzt kommt das Schwierige. Früher ins Bett gehen und und und.
URSULA FEUERHERDT:
Also es wird einem nicht geschenkt. Man hat eine Zeit lang gebraucht, bis man an den Punkt gekommen ist und man muss sich auch wieder zurückarbeiten. Ist das so?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Wenn man gesund werden will, muss man in Einklang mit den Naturgesetzen kommen. Und die Naturgesetze, die haben ihre Rhythmen und Funktionen. Gesundheit heißt, dass ich die erkenne und da mitschwinge.
Wenn man gesund werden will, muss man in Einklang mit den Naturgesetzen kommen. Und die Naturgesetze, die haben ihre Rhythmen und Funktionen. Gesundheit heißt, dass ich die erkenne und da mitschwinge.
URSULA FEUERHERDT:
Magst du uns noch Tipps geben, die du deinen Patienten weitergibst, die allgemein gültig sind – was man tun kann, um das Verdauungsfeuer zu stärken und Ama zu vermeiden?
→ Die beiden wichtigsten Kriterien für eine gesunde Ernährung:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Die Charaka Samhita sagt, dass es einige Kriterien für die richtige Ernährung gibt.
Das Kapitel über Ernährung beginnt mit dem Wort Matra.
Die vedischen Texte sind alle so strukturiert, dass das erste und das letzte Wort sehr wichtig sind. Und die Hierarchie ist so, dass immer das, was am Anfang steht, besonders wichtig ist.
Wenn es heißt, es ist jetzt das Kapitel über Ernährung und es beginnt mit dem Wort Matra. Matra heißt übersetzt das Maß. Das heißt, die Menge ist das entscheidende Kriterium für die Ernährungslehre.
Und das ist auch etwas, was eigentlich in vielen ayurvedischen Beratungen anders gehandhabt wird. Da wird eine Dosha-Analyse gemacht und dann heißt es, du musst mehr Karotten und weniger grünes Gemüse essen oder du musst Kartoffeln meiden oder dies oder das. Aber letztlich ist das Entscheidende die Menge.
Und das zweite Kriterium Kala – wann esse ich. Also wie viel esse ich und wann esse ich. Das ist der Weg zur Gesundheit.
Das sind die primären Faktoren, alles andere ist sekundär. Das heißt die Menge ist, dass du zufrieden bist, aber nicht übervoll bist. Dann kann Agni die Nahrung gut verdauen.
Und Kala heißt, dass du die Hauptmahlzeit dann zu dir nehmen sollst, wenn das Verdauungsfeuer am stärksten ist und das ist um die Mittagszeit. Das ist für viele Menschen ein riesen Problem. Heute gibt es einen großen Prozentsatz von Menschen, die den Tag über vom Kaffee leben und sich am Abend dann belohnen mit einem reichhaltigen Mahl, mit ein paar Gläsern Wein oder Bier dazu. Und das ist natürlich ein gesundheitlicher Supergau auf die Dauer.
Das heißt Hauptmahlzeit Mittag, wie es bis vor 50 Jahren war, da ist die Familie zusammengekommen um Punkt 12, hat gegessen und um halb zwei ist es mit der Arbeit weitergegangen. Also das wäre eigentlich der richtige Rhythmus. Wenn man arbeitet, dann sollte man sich eine Pause nehmen, ein warmes Mittagessen zu sich nehmen. Das sollte die wichtigste Mahlzeit des Tages sein. Und zu Kala gehört noch dazu, zur Zeit, dass man eben Pausen zwischen den Mahlzeiten hat.
Ich frage meine Patienten immer, wie oft essen sie. Die meisten essen so zweimal oder dreimal. Und dann frage ich, wann essen sie denn ihr Obst? Ja, ich esse so vormittags eine Banane und nachmittags einen Apfel und beim Fernsehen dann noch ein paar Weintrauben. Aber dann haben sie ja schon sechs Mahlzeiten. Ah, das ist auch eine Mahlzeit. Dann was trinken sie so den ganzen Tag? Ja, da trinke ich den Kaffee und dann nachmittags noch meinen Fruchtsaft und wenn ich Unterzucker habe, dann trinke ich ein Glas Apfelsaft oder so etwas. Wieder zwei Mahlzeiten. Also das heißt, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass jede nahrhafte Substanz, die wir zu uns nehmen, eine Mahlzeit ist. Als Erwachsener sollte man nicht mehr als drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen.
URSULA FEUERHERDT:
Und dazwischen Wasser oder Tee?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Wasser oder Tee.
URSULA FEUERHERDT:
Wie kommt man dorthin? Es gibt ja auch Angaben (im Ayurveda) für die Menge, dass man die eigenen beiden Hände wie eine Schüssel formt und dass das dann eine gute Mengenangabe wäre.
Da raufen sich viele die Haare und vielleicht besonders die mit viel Pitta. Für mich ist das auch immer so – okay, so wenig wäre gut?! Wie kommt man denn in einen Zustand, wo man erstens mit weniger auskommt und dann auch die Pausen gerne einhält?
→ Ayurveda Detox als Wow-Effekt und Einstieg in den Ayurveda:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Also mein Zugang dazu ist, dass ich den Patienten, die zu mir kommen, eine Reinigungskur empfehle. Das ist ein drastischer Schnitt zum Alltag und ein Wow-Effekt.
In einer einwöchigen Detox-Kur, wir nennen die Kräuterentschlackung, das ist eine super einfache Kur, da gibt es eine Vata, Pitta und Kapha Variante. Da transformiert sich sehr viel. Da kommt auch die Wahrnehmung über den eigenen Körper wieder zustande. Da spürt man es dann auch und man tut sich leichter, gewisse Gewohnheiten zu ändern. Das ist sozusagen der eher rasche Weg, ich will nicht sagen der radikale Weg, aber doch der raschere Weg.
Es gibt natürlich auch, wenn man viel Zeit sich nimmt und in der Beratungszeit mit Patienten, auch die Möglichkeit, Dinge langsamer und schrittweiser zu machen.
Aber es ist so, dass sich das bei mir in der Praxis sehr bewährt hat – so eine Entschlackungskur ist einfach ein super Einstieg in den Ayurveda weil das ist nicht so, dass es heißt, das ist Homoöpathie, da muss man sechs Monate Globuli nehmen und dann spürst du vielleicht was. Da spürt man am ersten Tag, da tut sich was. Das ist einfach ein Wow-Erlebnis für die Patienten.
URSULA FEUERHERDT:
Ich kann das nur bestätigen aus eigener Erfahrung. Ich habe jahrelang schwerste Probleme gehabt mit meiner Verdauung durch eine Essstörung. Ich habe mich nach einem Detox, einen Monat lang, auch online begleitet, da können wir nachher noch kurz drauf eingehen, mich wie neu geboren gefühlt. Die Verdauung hat wieder funktioniert und ich habe auch die Erfahrung, wenn das Agni funktioniert, dann kann man Bäume ausreißen.
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
So ist es. Es macht einen riesigen Unterschied und es ist für sehr viele Menschen ein sehr guter Einstieg.
Wir haben unsere Kräuter-Entschlackungskur, das haben schon 15.000 Patienten gemacht, ist wirklich hervorragend getestet und wir haben auch wissenschaftliche Studien dazu gemacht. Wir haben festgestellt, dass sich die Entzündungswerte, die Leberwerte, die Blutfette in sehr kurzer Zeit verbessern. Und auch psychische Veränderungen. Das heißt, dass Ängste, Depressionen, Müdigkeit weniger werden. Und dass das auch nachhaltige Effekte sind, die über mehrere Monate anhalten nach dieser einwöchigen Kur.
Das sind schon sensationelle Ergebnisse, die durch unsere Kräuter-Entschlackung entstehen.
Da bin ich schon sehr stolz darauf, dass wir das entwickelt haben und das auch so vielen Menschen vermitteln konnten.
URSULA FEUERHERDT:
Kannst du bitte erklären, das ist ja ein Online-Format, ein Webinar-Format, wo man die Kräuter zugeschickt bekommt. Was braucht es da im Vorfeld? Gibt es irgendwelche Tests oder Sachen, die man zuschicken muss oder ausfüllen?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Wir bieten derzeit drei Online-Formate an, jahreszeitlich bedingt.
Im November heißt das „Winterfit“, das ist eine Vorbereitung für das Immunsystem und für die Nervenkraft. Das ist eine zweieinhalbwöchige Online-Reinigungskur. Das heißt, man bekommt ein Kurpaket zugeschickt. Man hat vorher einen Dosha-Test, den man macht, da gibt es ein Vata, Pitta und Kapha Paket und in diesen zweieinhalb Wochen Kur sind zehn Online-Lektionen, die ich mit meinen Töchtern zusammen mache.
Und dann jedes Jahr am Beginn der Fastenzeit ist unsere klassische Kräuter-Detox-Kur im Frühling. Das ist immer Ende Februar, Anfang März, die neun Tage dauert. Das ist eine richtig gute, knackige, kurze ayurvedische Reinigungskur – der Einstieg in die Fastenzeit, weg mit dem Winterspeck und den Geist ausrichten auf den Frühling.
Wir hatten bisher im Spätfrühling immer ein Webinar, das heißt „Glücklich schlank“. Jetzt weiß ich nicht, ob wir das nächstes Jahr anbieten. Wir sind dabei ein neues Format zu entwickeln. Bei dieser Kräuter-Entschlackung, die gibt es nicht nur terminlich eingeschränkt oder terminlich fixiert als Webinar, sondern das gibt es auch als On-Demand-Webinar. Das heißt, man kann sich selber den Termin wählen und hat dann nicht eine Live-Sendung, sondern mit Videos die Begleitung. Das ist auch hervorragend. Wer das schon ein, zwei Mal gemacht hat, kann dann auch die Kräuter-Entschlagung alleine machen mit schriftlichen Unterlagen von uns.
Es gibt da jeweils eine Vata-, Pitta-, und Kapha-Kur. Man macht den Kreuzerl-Test und dann die entsprechende Kur.
URSULA FEUERHERDT:
Wie muss man sich da einrichten in dieser Zeit? Ist es gut, wenn man da weniger zu tun hat, vielleicht sogar sich freinehmen? Was würdest du da empfehlen?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Ich habe es noch nie in einer freien Woche gemacht. Aber es gibt Patienten, die es in einer freien Woche machen und die sagen, es ist super gut. Ich sage, das Minimum ist, dass es eine Woche ist, in der man zu Hause ist. Man kann berufstätig sein, zu Hause heißt, dass man keine unübliche Reisetätigkeit hat. Man fährt vielleicht in der Früh ins Büro oder in die Arbeit, arbeitet seine fünf Tage, aber nicht, dass es ständig Abendveranstaltungen oder Reisetätigkeit ist. Man braucht am letzten Tag einen wirklich freien Tag, das ist ein Darmreinigungstag, zum Entschlacken.
Die Vorbereitung löst das Ama sieben Tage aus den Geweben und dann zum Schluss kommt das Virechana, eine der fünf Karmas aus der Panchakarma-Therapie, die man zu Hause anwendet. Das ist dann die Reinigung.
So wie beim Geschirrspüler oder in der Waschmaschine, du hast zuerst den Vorwaschgang, um den Schmutz zu lösen und dann eben den Hauptwaschgang und die Ausscheidung, das ist dann der Darmreinigungstag.
URSULA FEUERHERDT:
Wie wichtig ist dann die Aufbauphase? Wir sind ja in unserer Gesellschaft sehr auf Detox programmiert, das wird sehr gehyped. Im Ayurveda heißt es aber auch das Aufbauen danach ist sehr wichtig. Magst du das noch erklären bitte?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Jede klassische ayurvedische Reinigungskur besteht aus drei Teilen, nämlich der Vorbereitung, das sind bei uns diese sieben Tage aus der Hauptkur, das ist jetzt bei dieser ambulanten Detoxkur ein Tag und der Nachkur. Und die Nachkur sollte eigentlich unbeschränkt lang dauern. Das heißt, da ist zuerst ein vorsichtiger Kostaufbau und dann die Rasayana-Therapie, das heißt, dass man Geist und Körper mit Vitalstoffen versorgt, die die Balance verbessern. Das können klassische ayurvedische Präparate sein, da kann auch Vitamin D oder ein Multivitaminpräparat dazugehören, damit wir gut genährt sind. Und da gehört natürlich auch ein gewisser Lebensrhythmus dazu.
URSULA FEUERHERDT:
Das waren jetzt so die wichtigsten Empfehlungen von der Nahrungsmenge her, wie viel und wann, das Detoxen, vielleicht mal als Kick-Off, dass man da reinkommt überhaupt.
Jetzt möchte ich dich abschließend noch fragen, was ist denn sonst aus deiner Erfahrung das Wichtigste, mit dem jeder starten kann, dass es uns besser geht?
→ Das Wichtigste, mit dem jeder starten kann:
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Die einfachste Empfehlung ist, Zwischenmahlzeiten einzustellen.
Das heißt, nach dem Frühstücken 4, 5, 6 Stunden nur Wasser oder Tee trinken bis zum Mittagessen und zwischen Mittag und Abendessen wieder ein paar Stunden nur Wasser oder Tee trinken.
Und das ist für viele die größte Challenge – zwischen Abendessen und Schlafen dann auch nichts mehr zu sich nehmen, weil viele dann Knabbern und Schlemmen bei ihren Freizeittätigkeiten. Auch hier zwischen Abendessen und Schlafen nur mehr Tee oder Wasser zu sich zu nehmen.
Das ist ein guter Einstieg und natürlich auch das Heißwasser trinken. Dieses Ayurvedische Heiße Wasser, weil das schon eine gute Wirkung hat, um Ama aus den Geweben auszuschwemmen. Meine Empfehlung ist es immer kurmäßig zu machen.
Das heißt, man muss jetzt nicht, wenn man sich einmal mit Ayurveda beschäftigt hat, Zeitlebens warmes Wasser trinken. Aber eine zu einwöchige Heißwasserkur ist ein super einfacher Einstieg.
Man kocht das Wasser 5 bis 10 Minuten. Wenn man einen Wasserkocher hat, den schaltet man ein paar Mal ein, lässt das Wasser dann stehen, damit die Schwebstoffe, die Sedimente absinken können und trinkt dann das reine Wasser, das oben ist.
Das hat dann so gut wie Gletscherwasserqualität, aber es ist angewärmt. Die Wärme des Wassers, da ist ja Wärme gespeichert und Wärme ist Agni. Diese Wärme stärkt Agni und beruhigt den Vata. Wenn man halbstündlich ein paar Schlucke macht, dann ist das eine super Kur. Einfach 7 Tage das heiße Wasser, ein Mobiltelefon, den Timer auf 30 Minuten einstellen, dass es immer wieder piepst, dass man dran denkt, wieder Wasser zu trinken.
URSULA FEUERHERDT:
Und dann aber nicht gleich ein ganzes Glas, sondern schluckweise?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Einfach ein paar Schlucke, wenn man Durst hat, kann es ein ganzes Glas sein und wenn man nicht durstig ist, einfach 2-3 Schlucke. Und nicht die Zunge verbrennen.
URSULA FEUERHERDT:
Jetzt hätte ich abschließend noch eine Frage aus deiner ganzen jahrzehntelangen Erfahrung.
Was würdest du dir wünschen für unsere Gesellschaft? Was könnte man denn unseren Kindern lernen, damit es uns besser geht gesundheitlich, geistig?
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Damit die Welt so weiter existieren kann, ist glaube ich Frieden ganz was Entscheidendes.
So wie ein Wald dadurch grün ist, das aus grünen Bäumen besteht, kann die Welt friedlich werden, wenn sie aus friedlichen Menschen besteht.
So wie ein Wald dadurch grün ist, das aus grünen Bäumen besteht, kann die Welt friedlich werden, wenn sie aus friedlichen Menschen besteht.
Der innere Frieden ist Voraussetzung und wir Erwachsenen sollten das vorleben.
Für mich ist die tägliche Meditationspraxis, die Transzendentale Meditation ganz wichtig.
Dass wir Erwachsene das machen, dass wir unseren Kindern beibringen, wie wichtig es ist, in Einklang mit sich selber zu sein.
Das ist einmal ein Punkt und das zweite ist Essdisziplin bei den Kindern.
Viele Kinder haben keine Beschränkungen beim Essen. Dort gibt es die Kekse, dort die Obstschüssel, da gibt es die Limos und Fruchtsäfte. Die essen so den ganzen Tag dahin. Kinder sollen klare Mahlzeiten kennenlernen, sitzen beim Essen und dann gibt es ein paar Stunden nichts und dann wieder eine klare Mahlzeit. Das ist was die Ernährung anbelangt, ganz wichtig.
Was mich selber anbelangt, ich habe vor eineinhalb Jahren unser neues Zentrum soma – Zentrum für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin gegründet. Das ist wirklich ein Paradies, eine Käseglocke der Gesundheit, wenn man da hin geht. Ich wünsche mir, dass dieses Paradies wachsen kann und dass viele Menschen dort hinfinden und dort eintauchen in dieses Feld von Glück und Gesundheit und da was mitnehmen für ihre Mitmenschen.
URSULA FEUERHERDT:
Danke, das wünsche ich euch auch, dass ihr mit der Aktivität dort ganz viele erreicht und, dass Ayurveda Einzug hält.
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Ja, du musst mal vorbeikommen.
URSULA FEUERHERDT:
Ja, super gern! Wir werden auch eure Website und den Link zu den Kräuterkuren verlinken in den Show Notes. Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview Wolfgang!
DR. WOLFGANG SCHACHINGER:
Ich sage auch danke Ursula für die Fragen, die du gestellt hast und für die Möglichkeit meine Gedanken da mitzuteilen. Dir auch alles Gute und viel Freude und Erfolg.
URSULA FEUERHERDT:
Vielen Dank.