Was die Ayurveda Küche besonders macht – Verdauungsfeuer und Nahrung für den Geist

Kochen nach Ayurveda beinhaltet Aspekte, die wir aus unserer westlichen Sichtweise nicht oder nur wenig kennen. Die Ayurveda Küche nährt nicht nur den Körper, sie blickt auch auf unseren Geist und unsere Emotionen. Sie berücksichtigt Konsistenz und Geschmacksrichtungen und hat keine allgemeingültigen Empfehlungen, die zu jeder Zeit gleich sind. Und obwohl es sehr klare Prinzipien und Empfehlungen gibt, ist dennoch das eigene Befinden und Empfinden das Maß der Dinge.

Inhalte dieses Artikels

» Verdauungsfeuer als Essenz der Ayurveda Ernährungsprinzipien
» Der gelernte (westliche) Blick auf Ernährung
» Was macht die moderne Betrachtungsweise mit uns?
» Nahrung für Geist und Körper
» Die geistigen Qualitäten im Ayurveda – die Mahagunas
» Was nährt uns und was kostet Energie?
» Resumez: Ayurveda Ernährung nährt Lebensenergie und Lebensfreude


Worum geht es bei der ayurvedischen Ernährung?
Ursula Melchhammer, zertifzierte Ayurveda Köchin


Wie immer schaut Ayurveda auch beim Kochen auf den Menschen und sein Lebensumfeld als Ganzheit. So gibt es z.B. Empfehlungen für das Essen auf Reisen, während der Menstruation, nach Tages- und Jahreszeit und zur jeweiligen individuellen körperlichen und geistigen Verfassung passend.


Verdauungsfeuer (Agni) als Essenz der Ayurveda Ernährungsprinzipien

Was die Ayurveda Ernährungslehre grundlegend von modernen Ernährungslehren und -Trends unterscheidet ist die Erwägung, dass wir alle ein unterschiedlich starkes Verdauungsfeuer haben. Wir können gleiche Lebensmittel daher besser oder schlechter verstoffwechseln und transformieren. Das bedeutet, dass wir bei der Zufuhr identer Lebensmittel unterschiedliche, individuelle Ergebnisse erfahren werden.

Du bist, was Du isst.
Du bist, was Du verdaust.

Ayurvedisches Sprichwort

Es ist sogar so, dass die gesündesten Lebensmittel bei einem schwachen Verdauungsfeuer zu unverdaubaren Rückständen (Ama) im Körper führen können, die dann wiederum Krankheit verursachen.


Der gelernte (westliche) Blick auf Ernährung

Wir legen den Fokus bei Ernährung heute stark auf Mikronährstoffe. Im Labor wird gemessen, wie groß der Gehalt bestimmter Inhaltsstoffen in unseren Lebensmitteln ist. Der schnelle Trugschluss ist, dass die Säule Ernährung durch eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen, Eiweißen, Mineralstoffen, Aminosäuren, Fettsäuren usw. „abgehakt“ ist.

Seit einiger Zeit spricht man auch vermehrt von Anti-Nährstoffen wie z.B. Lektine, Gluten, Saponine, Phytinsäure oder Goitrogene. Durch Vermeidung dieser Antinährstoffe soll Krankheit verhindert werden. Wertvolle Lebensmittel werden nicht selten aufgrund dieser Inhaltstoffe auf die „No Go“ Liste gesetzt und komplett vermieden. Und das, obwohl Anti-Nährstoffe z.B. durch die richtige Kochweise unschädlich werden.

Ein weiterer Zugang ist die evidenzbasierte Forschung anhand derer Trends erkennbar sind, die auf einen Großteil der Menschen unter gegebenen Bedingungen zutreffen, für den Einzelnen aber in seiner individuellen Situation unpassend sein mögen.


Was macht die moderne Betrachtungsweise mit uns?

Wir sind es von Kindesbeinen an gewohnt nach äußeren Vorgaben zu handeln. In der Schule lernen wir die Ernährungspyramide und welche Nährstoffe ein menschlicher Körper braucht. Wir lernen, was wir zuführen und vermeiden sollen. Wir lernen aber nicht, wie eine gesunde Verdauung aussieht und wie sich unser gesunder Körper von innen „anfühlen“ soll.

Wir lassen damit innere Weisheit auf der Strecke und praktisches Wissen, wie wir unseren Körper selbst lesen und handhaben können. Wir bauen keine „Erfahrungsweisheit“ mit unserem Körper auf.


Nahrung für Geist und Körper

Unser Essen kann uns dabei helfen liebevolle Gedanken hervorzubringen oder uns in Unruhe zu versetzen. Es kann dazu führen, dass wir schneller zornig, träge und antriebslos werden oder rücksichtsvoll und hilfsbereit.

Warum ist das so?

Jedes Lebensmittel besteht aus den fünf Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther) und bringt Qualitäten mit, die uns beeinflussen. Was wir zu uns führen, wird ein Teil von uns. Unser Körper ist in der Lage das zugeführte Essen und Trinken in kleinste Moleküle aufzuspalten und zu verwerten, bis aus sichtbarer Materie Energie geworden ist.

Die Qualität dieser Energie wird von dem bestimmt, was wir durch unsere fünf Sinne zu uns nehmen. Ayurveda spricht von drei geistigen Eigenschaften, die wir alle in uns tragen – den drei Mahagunas (Sattva, Rajas, Tamas).


Die geistigen Qualitäten im Ayurveda – die Mahagunas

Ayurveda spricht von drei geistigen Qualitäten, die sich durch bestimmte Eigenschaften ausdrücken. Wir können diese geistigen Qualitäten durch Ernährung, Aktivität und unsere eigene Denkweise beeinflussen.

SATTVARAJASTAMAS
steht für Klarheit, Weisheit und Harmoniesteht für Antrieb und Leidenschaftsteht für Trägheit und Dumpfheit
drückt sich aus durch Empathie, Intelligenz, Liebe, Dankbarkeit, Reinheit, Toleranz, Frieden, Intuitiondrückt sich aus durch Mut, Tatkraft, Entschlossenheit, Euphoriedrückt sich aus durch Ruhe, Erdung, Stabilität
Es gibt keine negativen Aspekte von Sattva.
Es kann nie zu viel Sattva sein.
Zu viel Rajas führt zu Reizbarkeit, Unruhe, Zorn, exzessivem Verhalten, Perfektionismus etc.Zu viel Tamas führt zu Trägheit, Traurigkeit, Abhängigkeit, Unwissenheit

Praktisches Wissen
– so spürst Du die drei geistigen Eigenschaften, die Mahagunas, in Dir

Die Mahagunas, unsere geistigen Eigenschaften zeigen sich ständig. Wir können durch einfaches Beobachten erkennen, welche vorherrschend ist und wie diese in uns tanzen.

Hast Du Dich schon mal gefragt:

  • … warum Du Dich mit vollem Magen nicht satt fühlst? (R/T)
  • … warum Du nach einem Tag voller Aktivität nicht zur Ruhe kommen magst, sondern die nächste Aktivität suchst? (R)
  • … warum schöne menschliche Begegnungen „erfüllend“ sind? (S)
  • … warum Du von bestimmten Aktivitäten oder Substanzen immer mehr möchtest und trotzdem kein Gefühl der Sättigung eintritt? (R)
  • … warum Dich Schlaf bis in die Mittagszeit noch müder macht? (T)
  • … warum uns der Anblick vom weiten Meer oder dem Sonnenaufgang ruhig und glücklich macht? (S)


Was nährt uns und was kostet Energie?

Wir können lernen zu fühlen, was uns nährt und glücklich macht.
Nährend und sattvisch ist dabei in vielen Fällen deckungsgleich.

Hier ein grober Überblick zur Inspiration für Dich:

NÄHRENDE ERNÄHRUNGEnergieräuber
frische, saisonale Bio-Lebensmittelabgepacktes lange haltbares Essen (enthält keine Lebensenergie mehr)
unverarbeitete LebensmittelStimulanzien wie Kaffee, Alkohol, Nikotin
warm und bekömmlich zubereitet (durch Gewürze und Kochweise)extreme Geschmäcker
mit Liebe gekochte SpeisenFertigessen / altes bzw. wieder aufgewärmtes Essen
Lebensmittel, die dem Zustand der eigenen Verdauungskraft angepasst sindLebensmittel essen, auf die der Körper mit Unwohlsein reagiert (z.B. mit Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Gaumenjucken, häufiges Räuspern nach dem Essen, Hitzewallungen, etc.)
Mahlzeit beenden, wenn der Magen zu 80% gefüllt istÜberessen (Überforderung der eigenen Verdauungskapazität – führt zu Ansammlung von Ama, unverdauten Stoffwechselprodukten, welche die Ursache von Krankheit sind)

NÄHRENDE GEDANKEN / EMOTIONENEnergieräuber
Liebenegative Gedanken über sich selbst
Dankbarkeitnegative Gedanken über andere
Freude und MitfreudeBereuen etwas getan, gesagt oder gedacht zu haben

NÄHRENDE AKTIVITÄTENEnergieräuber
Lachen, Lieben, Spaß habenÜberaktivität / Übermäßige Nutzung unserer Sinne
Erholsamer Schlaf in angemessenem Ausmaß und UhrzeitSchlechte Schlafqualität (Uhrzeit, Dauer, Tiefe)
in der Natur seinunruhiges, lautes oder hektisches Umfeld
MeditierenAblenkung im Außen suchen / keine Verbindung zu sich selbst finden
Innehalten, Pause machenzu viel Medienkonsum / Aktivität am Handy
für andere da sein / etwas tunnicht sinnstiftend für andere da sein können
Selbstfürsorge (z.B. sich selbst bekochen, Ölmassage, Zeit für Rückzug, Journaling, Zeit in der Natur, Achtsamkeitsübungen)Bedürfnisse des eigenen Körpers ignorieren (z.B. Harndrang, Weinen, Müdigkeit)
erfüllende menschliche BegegnungenKonflikte

Resumez: Ayurveda Ernährung nährt Lebensenergie und Lebensfreude

Wenn wir genährt sind, dann sind wir satt. Das gilt für den Magen und fürs Leben. Was uns nährt ist nur bedingt von nachweisbaren Inhaltsstoffen abhängig. Mit dem was wir täglich konsumieren können wir Lebensenergie und Lebensfreude tanken.

Mit Ayurveda können wir lernen in den natürlichen Fluss der Dinge zu kommen. Wir lernen uns besser zu spüren, intuitiver mit unserem Körper umzugehen und uns die Dinge zu geben, die uns jetzt und heute gut tun.

Kochen und Ernährung nach Ayurveda bringt uns näher zu uns selbst.


Und was nährt Dich?
Was wünschst Du Dir? Jetzt und in diesem Moment?

Danke fürs Lesen dieses Artikels!




Weitere Artikel zum Thema Ayurveda Ernährung